eine metapher finden
für den schmerz
das unerträglich nahe
umwandeln
in ein bild
außerhalb
sagen
er sei laut
wie baulärm
eng
wie ein schraubstock
eine naturgewalt
die mir die kontrolle
aus den händen reißt
hoffen
dass der wortzauber
wirkt
vergeblich
zuweilen
Christine Ruppert © 2020
Zum Niederknien mutig
Gedicht aus der Reihe: Schwestern
Zum Niederknien
schön
zum Niederknien
mutig
die Frauen mit den bunten Kopftüchern
auf der Straße in Kabul
Sie sind sichtbar
sie sind laut
sie bringen ihr Leben
in Gefahr
Sie kämpfen für Rechte
die mir ohne Mühe zufielen
Ich erbitte für sie
das Wunder der Bewahrung
Christine Ruppert © 2021
Gehalten vom Licht – Lesung in der Stadtakademie
Einen Abend mit Poesie und Musik erlebten die Teilnehmer*innen meiner Lesung am 1. September 2021 in der evangelischen Stadtakademie in Düsseldorf. Für mich war es ein ganz besonderer Abend – die erste Präsenzveranstaltung seit langer, langer Zeit. Es war einfach eine große Freude – unter Einhaltung aller gebotenen Vorsichtsmaßnahmen – meine Texte den anwesenden Menschen zu Gehör zu bringen und mit ihnen darüber zu sprechen und sich auszutauschen.
Die Gedichte, die ich für diesen Abend ausgewählt hatte, erzählten von Glücksmomenten im Alltag, von Verbundenheit trotz Distanzgebot, den eigenen Ressourcen und der tragenden Kraft des Glaubens.
Im klangvollen Wechsel zu meiner Lyrik ertönten die meditativen Musikstücke der Gitarristin Anja Blauth.
Im zweiten Teil des Abends konnten die Teilnehmer*innen selbst mit dem Stift in der Hand kreativ werden. So entstanden eine Reihe von Elfchen – Kurzgedichte bestehend aus elf Wörtern, die gut geeignet sind kostbare Momente und Begebenheiten schriftlich festzuhalten und auf den Punkt zu bringen.
Ich danke allen herzlich die dabei waren und sich aufs Zuhören, Reden und Schreiben eingelassen haben!
Unbeirrbar
Unbeirrbar
suchen sich
die Bohnenranken
ihren Weg
winden sich
um Schnüre Äste
Sonnenblumen
strecken
ihre grünen Fühler
wolkenwärts
Unaufhaltsam
bricht sich
Grünkraft
Bahn
Christine Ruppert © 2021
Grünkraft
Liebe Leser*innen!
Nach einer kleinen Sommerpause melde ich mich heute mit zwei Gedichten zum Thema GRÜNKRAFT zurück. Ich wünsche euch allen einen wunderbaren Sommer!
Grünes Zimmer
Mein grünes Zimmer
empfängt mich
mit Wuchern und Blühen
Zärtlich
streicht mir die Wange
Oleander
umarmt mich Bohnengerank
streckt mir Dahlie
ihr leuchtendes Blütengesicht entgegen
Fröhlich
lacht mir Petunie
winkt mir Sonnenblume aus dem Hintergrund
Mein grünes Herz
blüht über und über
Christine Ruppert © 2021
Ein Tanz von Grün
Kiefer bietet Heckenrose
den Arm
umringt von Ahorn und Jasmin
im Reigen
Efeu umschlingt Tuja
Erdbeerblatt und Johanniskraut
wiegen sich wildbewegt
zum Gesang des Windes
Christine Ruppert © 2021
Gefilde des Lachens
I
Der kleine Esstisch meiner Studentenwohnung
viele Stühle
Süßes und Salziges
Spiele
die Freundinnen in der Runde
Worüber lachen wir den ganzen Abend?
Es bedarf kaum eines Grunds
Alltägliches Vertrautheit freundlicher Spott
Sich loszulassen ist leicht
Sorgen lösen sich
in Lachen und Geborgenheit
II
Wir drei
am Küchentisch
im Schwürbitzer Pfarrhaus
Jeder erzählt seinen Tag
Gemeinde Geschäft Schule
unzensiert
Wir lachen viel
Anekdoten Erlebtes
Deftige Muttersprache
spitzt zu
Kreative Funken
malen aus
Losgelöste Heiterkeit
Wir drei
ganz unter uns
Christine Ruppert © 2020
Poesie will gehört werden
Bei meiner Online-Lesung „Gehalten vom Licht“ haben mir einige von euch gesagt, dass sie es schön fanden meine Gedichte nicht nur zu lesen sondern auch zu hören und sich so noch einmal ganz anders auf den Text einlassen zu können.
Dadurch habe ich mich anregen lassen nun öfters kleine Hörproben meiner Gedichte im Lyrikfenster zu veröffentlichen.
Ich wünsche viel Freude beim Hören!
Worte
Manches Wort
fliegt mir zu
setzt sich
leicht wie ein Schmetterling
auf meine Hand
Manches Wort
wächst
tief verborgen
im Acker
Ungeduldig
grabe ich den Keim aus
doch die Zeit
ist noch nicht reif
Christine Ruppert © 2020