Weihnachtsgedicht

Ich bin die Nacht
tränenfinster
vor Schmerzen sprachlos
angstgelähmt
stockt mir der Atem

Der Stall bin ich
verletzlich
kalt
fährt der Wind
des Lebens
durch meine
lose Bretterwand

VERWANDLE MICH
LICHT

mach mich
sternenhell
traumerfüllt

lass mich
Herberge sein
für die Geburt
der Hoffnung

Christine Ruppert © 2019

Nacht

Bei zunehmender Dunkelheit
dem Licht
den Weg bereiten

der schweigenden
Gegenwart Gottes
lauschen

Am Morgen
den Vogel singen hören

Christine Ruppert © 2021

Barbara

Einen Zweig ins
Wasser stellen

Mitten in der Kahlheit
an die Möglichkeit
des Blühens glauben

Freude hervorlocken

Christine Ruppert © 2017

Einen alten Vers neu entdecken

Das schreib dir in dein Herze,/ du hochbetrübtes Heer,/
Bei denen Gram und Schmerze/ sich häuft je mehr und mehr;/
Seid unverzagt, ihr habet/ die Hilfe vor der Tür;
Der eure Herzen labet/ und tröstet, steht allhier.    (Paul Gerhard 1653)

Aufschreiben
[auf weißes Papier]
mich erinnern
mir neu vorsagen
mir ins Herz einschreiben
weitersagen:

Inmitten von
angstvorkriegcoronaleideneinsamkeit
mobbingverratenttäuschungchronischer
krankheitausgeschlossenseinstreitarbeits
belastungschlechtennachrichtenfluchtundhungerelend

SEID UNVERZAGT
Inmitten von Gram und Schmerze
SEID UNVERZAGT

Voller Liebe und Bereitwilligkeit
kommt Gott euch entgegen
kommt mittenhinein
bringt Licht
bringt Gehaltensein
bringt Mut zum Weiterleben
bringt sich selbst
mitten in diese Welt

Christine Ruppert © 2017/2020

Advent

Sterne aufhängen
gegen die Mutlosigkeit
Eine Kerze anzünden
gegen die Angst
Singen
und dem Himmel
entgegenspüren
soweit die Stimme trägt
Alles Lebendige
tröstlich umarmen
Der Freude
weit
Tür und Herz
öffnen

Christine Ruppert © 2019

Neujahrsbitte

Noch höre ich
tief in mir
das
Fürchtet euch nicht
des Engels

Noch taste ich mich
zaghaft
ins Vertrauen

Ach
male Deine zärtlichen
Farben
in die Düsternis
der Zeit

Spanne
Deinen Regenbogen
Gnade
über allem Zerschlagenen
Leuchte
golden
und hoffnungsgrün
uns den
steinigen Weg

Christine Ruppert © 2019

heilige nacht

an die krippe
treten
in den kreis
der lauschenden

mich
in die stille
bergen

anbeten

das kind
an mein
herz
nehmen

Christine Ruppert © 2019

Durch die Zeiten

Aus der Erinnerung
steigt zartes Funkeln
Lachen und Wärme
leuchten durch die Zeiten

Ich höre
Klaviertöne Flötenklang
es ist für uns eine Zeit angekommen
Ich sehe
Kerzenschein in der
Krippe
im dunklen Hausflur

den verheißungsvollen
Lamettafaden an der
verschlossenen Wohnzimmertür

Und leise leise
trete ich ein
wärme mein Herz
am Weihnachtswunder
meiner Kindheit

Christine Ruppert © 2018

Herzkammer

Sie sagen
DU
kommst
ins Dunkle
bringst
Licht in die Welt
mit deiner Geburt

Ich weiß wohl
DU
kennst
mein Verborgenstes
durchliebst
was ich
nicht lieben kann

Ich hoffe
DU

kommst
zur Welt
in mir
einem Ort
dem Stall so ähnlich
voller Sehnsucht
nach Verwandlung


Christine Ruppert © 2013

Unverhofft

Unverhofft
lockt mich die Kiste
mit Adventsfiguren

Engel Elch und Nikolaus
nehmen leise kichernd
am Fensterbrett
Aufstellung

Bunte Lichter flammen
Warme Töne klingen

Willig öffne ich
dem Zauber
Tür und Tor

Ein kleines Glück
breitet mächtig
seine Schwingen aus
und mein Innerstes
wird leicht
und freudevoll

Christine Ruppert © 2018