Lesung Stadtansichten  

Ein Abend mit Poesie und Musik
Mittwoch, 12. November 2025
18:30 Uhr im Foyer der Johanneskirche Düsseldorf

Christine Ruppert liest eigene Gedichte, die dem Leben in der Großstadt nachspüren. Ihre Texte erzählen von Begegnungen und Anonymität, von Naturerfahrungen mitten im urbanen Raum und von verschiedenen Blickwinkeln auf das Miteinander und Nebeneinander der Menschen in der Großstadt.

Im Anschluss an die Lesung lädt die Autorin die Teilnehmenden ein zum Austausch über das Gehörte und gibt Anregungen sich auf kreative Weise den eigenen Erfahrungen mit dem Stadtleben zu nähern.
Mit musikalischer Begleitung.

Referentin: Christine Ruppert, M.A., Germanistin und Soziologin
Leitung: Dr Gabriela Köster, Teilnahmebeitrag 7 €
Anmeldung: kirsten.lehnhardt (at) ekir.de oder https://estadus.info/kurs/stadtansichten-685bcc34fdd50bdccd05ec8e/
Veranstaltungsort: Foyer der Johanneskirche,
Martin-Luther-Platz 39, Düsseldorf

Die Stadt von innen – die Stadt von außen

In meinen drei Zimmern
ist es ruhig
ein Zimmer Schlaf
ein Zimmer Sorgen
ein Zimmer Zuversicht

geborgen
doch eng zuweilen
sehe ich nur
den Baum den Hof die Straße
und eine Handvoll Häuser
von der Stadt

Draußen
ist die Stadt
laut und voller Menschen
ein Gewühl ein wilder Strom
von Bildern Tönen und Gerüchen
Die Stadt ist Theater
großer Fluss und glitzernde Welt
Stoßstange an Stoßstange
hässlich und schön

Die Stadt ist vieles
Ich lebe
mittendrin

© Christine Ruppert 2024

Sommerregen

Sommerregen

verwandelt meine Stadtwege
in Waldwege

Den Bordstein entlang wuchert Grün

Blumen durchbrechen
die Ordnung des Asphalts

führen meine Gedanken
auf Abwege der Erinnerung

geben der Stadt
ein zarteres Gesicht

Christine Ruppert © 2025

Junitraum

Ich grüne wieder
Warm durchströmt mich das Leben 
Die Vögel meiner Hoffnung
fliegen furchtlos und frei
Ich tauche ein in die Fülle des Blühens
und werde täglich bunter
Golden tönt mein Gesang
von der Dachspitze

Christine Ruppert © 2025

Du findest Wege

Ich
zugewôrtert
übervoll
von Gedanken
Nachrichten  Sorgen

möchte beten
spüre Sehnsucht

Du
findest Wege

sickerst durch Angstgeröll
flüsterst meinem unruhigen Herzen Verse zu
gibst mir
wenn ich Dich fern glaube
Zeichen deiner Nähe

Christine Ruppert © 2024

Den Kummer lösen

Der Frühling
will den Kummer lösen
des langen Winters
Seelenlast

Zärtlich
streut er Veilchen
mir zu Füßen
und weht mir Blütenweiß
ins Haar

Geheimnisvoll
weiß er
Gefängnistore zu öffnen
lockt mich

leicht zu werden
mit den Schmetterlingen
mit den Hummeln

das Unmögliche zu wagen
einzustimmen
in den Gesang der Vögel

Christine Ruppert © 2025

Einatmen – Ausatmen

Ich atme ein
du atmest aus
ich atme ein
du atmest aus

Das sanfte Licht der Lampe
auf deinen selbstvergessenen Zügen
leise zucken die Lider im Schlaf
ein Traumgedanke furcht deine Stirn
entspannt hebt und senkt sich dein Bauch

Du atmest ein
ich atme aus
du atmest ein
ich atme aus

Ich trinke Tee
bin einfach da
genieße das kleine Glück
von Nähe und Gegenwart

Ich atme ein
du atmest aus
ich atme ein
du atmest aus

Christine Ruppert © 2025

Behaltet das Gute

Das Gold aussieben
geduldig
oft mühsam
aus dem Geröll
des Überflüssigen
aus dem Schlamm
der scheinbar einfachen Lösungen
aus dem vergifteten Müll
unserer Tage

Gottes GoldwäscherIn sein
Genau hinschauen
den liebevollen Blick üben
aufspüren
was wirklich zählt
Mitgefühl
Mut zur Begegnung
ein klares Wort zur rechten Zeit
die Freude des gemeinsamen Tuns

Gold
das unsere kalten Herzen
wärmt

Christine Ruppert © 2025

Guter Vorsatz zu Weihnachten

In diesem Jahr
lade ich sie alle ein

meine Unruhe
meine Schuldgefühle
mein vernachlässigtes inneres Kind

All mein Unansehnliches
darf
zur Krippe treten
darf da sein
im Licht

Zu Marias Füßen
legen sich die
Ängste die mich jagen
Josef krault ihnen das Ohr

Unerwartet
geschieht
ein Aufatmen

Ich überlasse mich
dem Ort des Vertrauens

Christine Ruppert © 2023

Resonanz

Ich schreibe
webe mich ein
im Textkokon

Du liest
und es schlüpft dir
ein Schmetterling

leicht
streift sein Flügelschlag
deinen Tag

Christine Ruppert © 2024