Am See
will ich meine Wurzeln
in den Boden senken
und fest stehen
Bunte Steine wie Muscheln
zwischen meinen Füßen
In der Brandung spielen kleine Fische
Am See
will ich mich niederlassen
da sein
nackt sein
ich sein
und den schwebenden Segeln
nachträumen
in der Weite
Dem See
will ich näher kommen
durch die kühlen Wellen am Ufer laufen
meine nackten Zehen
in den warmen Kies graben
Am See
kann ich
Verwandlung erleben
in der GEGENWART
Christine Ruppert © 2013
Neuerscheinung

Liebe Leser*innen!
Ich möchte auf eine Neuerscheinung aufmerksam machen.
Soeben wurde mein Gedicht „Wunder“ in der neuen Anthologie „Hoffnungslichter“ des Verlags am Eschbach veröffentlicht. Es ist ein sehr ansprechend gestaltetes kleines Geschenkbüchlein mit einer schönen Textauswahl zum Thema Hoffnung geworden. Ich freue mich, dass ich ein Gedicht dazu beitragen konnte!
Flügel
Zwischen Tränen und Trümmern
suche ich nach meinen Flügeln
Sie wachsen mir aus
meinen schmerzenden Schultern
Tröstlich streicheln die Federn
meine verletzliche Haut
Ich spüre Schutz und Stärke im Rücken
Meine Last wird leicht
Wenn ich die Augen schließe
tragen sie mich
durch mondhelle Sommernächte
an den Horizont der Sehnsucht
Christine Ruppert © 2015
Der gute Hirte
Wegzehrung
In- und auswendig
Eingelagert
in die Tiefenschichten
meines Herzgrundes
Im finsteren Tal
am eigenen Leib erfahren:
gehalten
in Deinem Arm
getröstet
von Deiner Gegenwart
berührt
von Deiner Liebe
Christine Ruppert © 2019
Schwester Amsel

Dein warmer Blick
der alles weiß
goldumrandet
sieht mich an
Schwester Amsel
Mitten in deinem
fraglosen Tun
hältst du inne
Aus deinen Augen
grüßt mich
liebevoll
das Leben
Christine Ruppert © 2019
Frühlingstrost
Es ist ein Trost
dass der Kirschbaum
dennoch blüht
ein Meer aus rosaroten Wogen
und dass die Amsel mutig ihr Lied singt
im Morgengrauen
Ein Trost ist
die Wiederkehr der Hummeln
die umhegte Weite des Rasens
das weiche Moos unter meinen Füßen
und das schüchterne Lächeln der Gänseblümchen
Die leuchtende Lebensfreude der Tulpen
ist tröstlich
die Standhaftigkeit der Butterblumen
und die zarten Schirmchen
ihrer verwandelten Schwestern
die mir sagen:
Lass los
Es kommen neue Wege
von denen du nichts ahnst
Christine Ruppert
© 2016
Auferstehung
Aufstehen
ins Vertrauen
An das
UnMögliche
glauben
Aufwachen
zu neuem Leben
Christine Ruppert © 2019
Raum
Ich
taste mich vor
in den Tag
Wieder ein schmaler Pfad
zu gehen heute
über Geröll von Schmerz und Angst
ohne Geländer
immer entlang
am Abgrund der Verzweiflung
Aber
Du
stellst meine Füße
auf weiten Raum
Um mich leuchtet Stille
Das Geländer
entsteht
Christine Ruppert © 2017
Schenk mir ein Herz
Schenk mir Augen
hinter dem zerbrochenen Zaun
die Pracht der Blumen zu sehen
und die Hummeln die darin tanzen
Schenk mir ein Herz
dem Leben mehr zu trauen
als die Erfahrung wagt
Schenk mir ein Lachen
das zwischen den Schmerzsteinen
die bunten Glücksmurmeln sucht
Lass mich die Schönheit sehen
die Freundlichkeit spüren
die Zärtlichkeit genießen
Öffne mich Herr
für deinen Geist!
Christine Ruppert
© 2017
Worte wie Umarmungen – Lesung in der Stadtakdemie


Einen Abend mit
Poesie und Musik erlebten die 17 Besucher*innen meiner Lesung in der
Evangelischen Stadtakademie Düsseldorf am 12.3.2019.
Die Gedichte holten die Zuhörer*innen mit dem Thema Natur im gegenwärtigen Wechsel der Jahreszeiten vom Winter zum
Frühling ab und wanden sich dann dem Thema Vertrauen
zu, Vertrauen ins Leben, in Gott und die Mitmenschen, das es immer wieder neu
zu finden gilt. Es folgten meine Psalmen
in denen Poesie zum Gebet wird und die der Hoffnung auf die verwandelnde Kraft
Gottes Ausdruck verleihen. Den Abschluss bildeten Texte zum Thema In Beziehung, die der Frage nach dem
Verstehen und Verstanden werden nachgehen.
Im klangvollen Wechsel zu meiner Lyrik ertönten die meditativen Musikstücke des
Hang-Spielers Harry Meschke. Die
bewegenden Tonfolgen, die er seinem
besonderen Instrument entlockte, gaben Raum um das Gehörte nachwirken zu
lassen.
Im anschließenden Gespräch gab es viele positive
Rückmeldungen über die ich mich sehr gefreut habe und die mich in meiner
weiteren Textarbeit motivieren und ermutigen.
Im letzten Teil des Abends konnten die Teilnehmer*innen selbst kreativ werden
und übten sich im Haiku schreiben.
Diese japanische Form des Kurzgedichts, bestehend aus nur drei Zeilen mit 17
Silben, eignet sich wunderbar für poetische Momentaufnahmen. So entstanden eine
Reihe von stimmungsvollen Miniatur-Kunstwerken.
Ein gelungener Abend, an den ich mich noch lange mit Freude erinnern werde!
